8. August – Solidarische Landwirtschaft und die anhaltende Dürre

Die Medien sind voll mit Berichten über die Dürre, die dringend benötigte finanzielle Hilfe für Bauern und Landwirte, um ihren Betrieb zu erhalten sowie die Diskussion, wer diese Hilfen bezahlen soll: Brüssel oder Berlin?!? Wer sich darum nicht kümmern muss, ist unser Gärtner Maik. Er hat durch die Solawi sein festes Gehalt und weiß, dass er seine Rechnungen zahlen kann.

Das Wetter und die damit verbundenen Ernteausfälle beschäftigen ihn natürlich dennoch. Vorgesehen war ja immerhin, wöchentlich Ernte zu verteilen, und der Sommer ist ja die Haupterntezeit. Trotz täglichen 10-stündigen Bewässerungseinsätzen gehen die Pflanzen reihenweise ein. Für dieses Wochenende ist nichts zum Ernten da; die Woche darauf gibt es aber dann hoffentlich wieder Zwiebeln, Mangold, Bohnen, …. und sicher einen Arbeitseinsatz am Samstag (18.8.): die Kartoffelernte steht an.

Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen und aufbauenden Worte zu Maiks Gärtnerbrief, die zeigen, dass so viele Solawistas den Verein nicht als eine Gemüse-Abo-Kiste sehen, sondern wirklich bereit sind, das Risiko (auch das des Ernteausfalls) zu teilen. Das nochmal ausdrücklich geschrieben zu bekommen, beruhigt zum einen Maik, aber natürlich auch den Vereinsvorstand, der ja das Gehalt und alle Rechnungen bezahlt 🙂

Wie das weitere Wirtschaftsjahr verlaufen kann, wird der Wetterwechsel in den nächsten Tagen zeigen. Die große Frage ist, ob der Wechsel anhält und das Setzen von Jungpflanzen für eine Ernte im Herbst ermöglicht oder ob nach ein paar Tagen Verschnaufpause die Hitze zurückkommt und wir das Geld für die Jungpflanzen (immerhin um 500 €) besser nicht investieren sollten, da diese dann auch eingehen würden. Keine leichte Entscheidung für unseren Gärtner, aber er muss sie in den nächsten Tagen treffen und uns über alle Optionen aufklären.

Und dann natürlich noch ein ganz, ganz großes Dankeschön an die HelferInnen, die am vergangenen Freitag im Schweiße ihres Angesichts geerntet haben!

1. Juli – das Wetter … und trotzdem Ernte

Der Niederrhein dörrt aus (Überschrift im Stadt-Panorama, 1. August 2018)
Die Hitze und Trockenheit im Westen halten weiter an. Die Bäume werfen seit Wochen massiv ihre Blätter ab und Wiesen verwandeln sich in braune Steppen, auch die Bäche, Flüsse und Seen trocknen aus. So wurde im Einzugsgebiet der Emscher der trockenste Juli seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen im Jahr 1891 (!) notiert. Die Niederschlagssumme Juli macht z. B. im Kreis Wesel mit 14 Litern pro qm gerade einmal 16,6 % des „normalen“ Julis aus. Und in Dinslaken ist von diesen 14 Litern so gut wie gar nichts angekommen. Der Kreis Wesel leidet im gesamten Bundesgebiet mit am meisten. Der für letzten Samstag vorausgesagte Regen fiel fast komplett aus, und die wenigen Tropfen, die fielen, verdampften, bevor sie auf den Boden ankamen.

Voerde-Spellen: Breitengrad 51,6094, Längengrad 6,6142.
Quelle: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Im Schnitt regnet es im Juli an neun bis zehn Tagen – in diesem Juli fiel aber so gut wie gar kein Niederschlag., den letzen kräftigen Guss gab es (vereinzelt) im Juni. Laut des „Dürremonitors“ des Helmholtz-Institut für Umweltforschung herrscht am Niederrhein in weiten Teilen schwere Dürre, im Kreis Wesel sogar an manchen Orten extreme Dürre (das ist die zweithöchste Stufe, danach kommt nur noch „außergewöhnliche“ Dürre). Und eine Änderung ist leider nicht in Sicht – hier und dort gibt es heute vielleicht ein paar Regentropfen, aber ab morgen sind schon wieder tagsüber mindestens 30 Grad, viel Sonne und dazu tropische Nächste vorausgesagt.
Unter diesen Umständen grenzt es geradezu an ein Wunder, dass Maik es in den letzten Wochen immer noch geschafft hat, überhaupt etwas auf unserem Acker am Leben zu erhalten!!! Und es auch diese Woche Ernte geben wird – voraussichtlich Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Möhrchen, Tomaten, Rote Beete und Mangold.

28. Juli – Hofbrief vom Gärtner

Maik der Gärtner hier. Wie ihr sicherlich aus diversen Berichten  mitgekriegt habt, ist dieses Jahr erneut einiges im Argen. Zunächst fiel der Frühling aus und nun gab es seit ungefähr Ostern recht herbe Wassermangelzustände.

Mit meiner Beregnungsanlage versuche ich seit Wochen der Lage Herr zu werden, doch ab einem bestimmten Punkt hat auch das keinen Sinn mehr. Kulturen wie Pastinaken, Radieschen und nun zu guter Letzt auch noch mein Brokkoli und der Blumenkohl sind diesen Umständen nun zum Opfer gefallen.

Nehmen wir einmal das Beispiel Blumenkohl und Brokkoli:
Gewässert habe ich ihn so weit, dass er erhalten bleibt, doch binnen 1-2 Tagen war die dann zudem verschlemmte Erde – die ich anfänglich mühsam wieder aufgearbeitet hatte – wieder trocken. Die Hitze, der verschlemmte Boden und die damit verbundene schlechte Bodengare, führte zu vermehrtem Erdflohaufkommen, welches ich trotz Gießens, Bearbeitung und sogar Knoblauchsuds nicht Herr werden konnte.
Die Röschen sind hart, trocken, nahezu verholzt, zerfressen von Erdflöhen und neigen außerordentlich schnell zur Notblüte. Auch den Rucola hat es dahingerafft und der neu gepflanzte Kohl leidet ebenso stark.

Bei diesen Temperaturen und Witterungen sind Unkrautaktionen auch unsinnig oder gar kontraproduktiv, da dieses Beikraut wenigstens noch ein wenig Schatten liefert.

Gepaart mit den anderen Schwierigkeiten im übersprungenen Frühling und dem lange Zeit alleine auf dem Acker stehen, stehe ich nun vor einem immer härter werdenden Kampf gegen die Natur. Selbst bei dem kleinen Gartenbereich unserer Nachbarin sind die Karotten in Blüte gegangen und vertrocknet.

Abgesehen davon, dass das Arbeiten bei der Hitze seit einiger Zeit immer anstrengender wird, befürchte ich den Ernstfall für dieses Jahr, denn jene Arbeiten und jene Vegetationsperiode bis spätestens Juni/Juli formen auch die Aussichten auf den Herbst bis in den frühen Winter hinein. Ein guter „Landregen“ würde durchaus die noch bestehenden Kulturen aufpäppeln, doch muss ich betonen, dass die Kulturen, die nun verreckt sind, unwiderruflich verloren sind und nicht mehr zu Ernten sind. Auch gesäte Pflanzen liegen nun seit fast 1,5 Monaten im Boden und das Jahr könnte zu kurz für sie geworden sein, um Ertrag zu liefern.

Erklärung auch dazu:
Hätte ich nun die gesäten Streifen gewässert, wären diese aufgekeimt und ich hätte bei diesem Wetter durchgehend die Flächen feucht halten müssen. Gegen Regen kann man nicht an-wässern. Vorhin erwähnte Nachbarin sagte zu diesem Thema: „Ich ernte nun alles noch, was ich noch retten kann und dann war es das wahrscheinlich für dieses Jahr.“
Beim trockensten Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist dies kein Wunder und auch andere Landwirte hadern. Gestern Nacht gab es ein Gewitter mit ganz guter Regenmenge, was Hoffnung schürt, doch möchte ich erneut darauf hinweisen, dass bereits diverse Kulturen hinüber sind und das Saatgut zwar jetzt aufkeimen wird, doch falls die Wettervorhersagen stimmen, dann kommen zwei weitere heiße und trockene Wochen auf uns zu. Das würde auch den Tod der gesäten Kulturen bedeuten.

Ich bin gewillt, weiter diesen Kampf zu kämpfen bis zu dem Punkt an dem ich entscheiden muss, ob es noch sinnvoll ist, doch vor Allem geht es in den nächsten Monaten darum, uns auf ein starkes, gut geplantes Jahr 2019 vorzubereiten:

  • Eine bessere Bewässerung (vielleicht via Tröpfchenbewässerung)
  • Einen Brunnen mit größerer Fördermenge, dass mehr als 2 Sprenger á 500m² gleichzeitig laufen können
  • Versuch und langsamer Aufbau von Permakultur, um besser mit dem Erdfloh klarzukommen
  • Bereits früh im Jahr mit helfenden Händen das Jahr gestalten, da dort der Grundstein für den Rest des Jahres gelegt wird.
  • Emsig arbeiten und fleißig feiern – uns nach getaner Arbeit auch mehr Festivitäten gönnen.

Ich möchte allerdings noch einmal betonen, dass es wunderbar ist, dass innerhalb der letzten 3 Monate die Helferzahlen an Samstagen von circa 4-7 auf geschlagene 10-20 Personen angestiegen ist. Lob an euch, doch gegen Mutter Natur kann der Mensch nicht lange arbeiten, vor allem nicht, wenn es sich um eine neugestartete SoLaWi handelt, die noch keine krisenfesten Routinen vorweisen kann.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/duerre-in-deutschland-die-auswirkungen-der-rekord-trockenheit-a-1219222.html