Die meisten Pflanzen, die wir heute im Garten haben, ob als Blüh- oder Gemüsepflanzen, sind Kulturpflanzen. Der Mensch hat durch Kultivierung und Züchtung in die Entwicklung der Pflanze eingegriffen und somit neue Sorten entstehen lassen. Alle unsere heutigen Sorten wurden aus Wildarten bestimmter Pflanzen gezüchtet. Die Wildformen sind in der Regel nicht so schön oder so ertragreich wie die heutigen Anbauprodukte, kommen aber oft besser mit dem hiesigen Klima zurecht und sind widerständiger gegen Schädlinge und Krankheiten.
Ein Beispiel: Urform vieler Kohlsorten ist der unscheinbare Wildkohl (Brassica oleracea), der an den Atlantikküsten und in Deutschland vor allem auf Helgoland wächst. Je nach Bedarf wurden entweder die Wurzel, die Sprossachse oder die Blätter gezüchtet und es entstanden Blumenkohl, Brokkoli, Wirsing, Rot- und Weißkohl. Beim Blumenkohl wurde z. B. besonders auf die Blüte hin gezüchtet.
Wildpflanzen kommen natürlich vor und wurden nicht durch Zucht verändert. So wie sie in der nicht vom Menschen bearbeiteten Landschaft, in Wald, Wiese oder an Bachufern wachsen, sind sie evolutionär entstanden. Klima und Boden spielen dabei genauso eine Rolle wie Insekten, Vögel und Säugetiere. Wildpflanzen sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Sie sind Lebensgrundlage vieler Tiere und begünstigen sich gegenseitig. Schmetterlinge z. B. benötigen ganz bestimmte Pflanzen, die sich umgekehrt perfekt an diese Bestäuber angepasst haben. Vögel und Säugetiere sind auf heimische Kost und Baumaterialien angewiesen. Im Herbst helfen Nüsse, Samen und Früchte Siebenschläfer, Eichhörnchen und Co., sich für den Winterschlaf/die Winterruhe genügend Fettreserven zuzulegen. Tiere, die im Winter aktiv bleiben, ernähren sich von Hagebutten, Nüssen, Samen und anderen Früchten, Wurzeln und unter dem Schnee weiter wachsendem Blattwerk.
Heimische Wildpflanzen sind außerdem perfekt an das hiesige Wetter angepasst. Sie können im Winter Temperaturen von bis zu minus 30 und im Sommer von bis zu 45 Grad Celsius aushalten. Exoten und gezüchtete Arten sind dagegen oft nicht winterhart und müssen teilweise vor starken Temperaturschwankungen geschützt werden.
In Deutschland sind rund vier Prozent der heimischen Farn- und Blütenpflanzen vom Aussterben bedroht, knapp 30 Prozent als gefährdet eingestuft. Gehen die Wildpflanzen, gehen auch die Tiere. Populationen können sich nicht mehr austauschen und finden nicht genügend Nahrung. Ursachen für diesen Rückgang sind die Zerschneidung der Landschaft (Siedlungsbau, Straßen), die intensive Agrarwirtschaft und die Eindeichung und Begradigung von Flüssen. Aber auch klimatische Veränderungen, Herbizideinsatz und ein zu Viel an Nährstoffen (Kunstdünger) bedrohen die Vielfalt der wildwachsenden Flora.
Inhaltsstoffe
Einen einfachen Kopfsalat und sogar das „Superfood“ Grünkohl stellen Wildkräuter weit in den Schatten: Enthält der Grünkohl etwa 490 Milligramm Kalium pro 100 Gramm, kommt das unscheinbare Gänseblümchen auf 600!
Viele Wildkräuter sind reich an Vitaminen. Brennnessel, Wiesenknopf und Gänse-Fingerkraut enthalten mehr Vitamin C als etwa die Kulturpflanzen Grünkohl, Brokkoli und Rosenkohl.
Ähnlich verhält es sich mit Vitamin A und auch mit dem Eiweißgehalt.
Wegen ihrer vielen Inhaltsstoffe schmecken Wildkräuter aromatischer und würziger als Anbauprodukte und können dabei helfen, Krankheiten zu heilen oder ihnen vorzubeugen. So fördern enthaltene Bitterstoffe eine gesunde Darmflora und schützen vor Pilzbefall. Diese Bitterstoffe sind vor allem in Löwenzahn, Schafgarbe und Gänseblümchen zu finden.
Flavonoide, die gegen freie Radikale schützen, sind z. B. in Frauenmantel oder Wegerich enthalten.
Die Gerbstoffe in Gundermann, Scharbockskraut und Blutweiderich hemmen Entzündungen, Durchfälle und Hauterkrankungen. Daneben sind auch Saponine, Kieselsäure, ätherische Öle und vieles mehr reichlich in Wildkräutern zu finden.
Zum Weiterlesen:
Bei der NUA (Natur- und Umweltschutzakademie NRW) gibt’s „55 Wildpflanzen im Portrait“ zum Download.
Und diese Broschüre des BUND Bayern informiert über Acker-Wildkräuter.