Die Solawi Niederrhein versucht gerade beim Crowdfunding der Volksbank Rhein-Lippe für Vereine, Geld für einen kleinen Traktor zu sammeln. Dieser Traktor soll dazu genutzt werden, die Ernte vom Acker zum Verteilraum zu befördern und auf dem Acker und in den Folientunneln zur Bodenbearbeitung eingesetzt werden. Die Entscheidung für einen dieselgetriebenen Kompakttraktor haben wir uns nicht leicht gemacht und wir möchten unsere Gründe darlegen:
Warum ein Trecker?
Sicher stimmen wir alle zu, dass der Erfolg (und der Spaß an) der Solawi mit dem Gärtner-Team steht und fällt. Unsere Gärtner Ben und Abdul sind das Herz unserer Solidarischen Landwirtschaft und engagieren sich sehr. Da die meiste körperlich schwere Arbeit durch sie geleistet wird, ist es nur legitim, wenn sie dabei technische Unterstützung wünschen und bekommen. Die Erntemengen im Hochsommer und Frühherbst mit der Lehnkarre vom Acker zum Verteilraum zu befördern, war im letzten Jahr Schwerstarbeit, die meist Abdul verrichtete. Wollen wir, dass unsere Gärtner mit Freude auf dem Acker werken, sollten wir ihnen die Arbeit erleichtern. Außerdem können diese schweren Arbeiten mit einem Trecker schneller erledigt werden, somit bleibt den Gärtnern mehr Zeit für andere Arbeiten wie jäten, Pflanzen vorziehen, und ähnliches.
Warum selbst einen Trecker kaufen?
Christian vom Tinthof bricht einmal im Jahr im Winter mit seinem großen Traktor den Boden um, und das wird auch weiterhin so bleiben. Für weitere Arbeiten wie z. B. das Kartoffeln roden oder das Abräumen der Folientunnel oder einzelner Pflanzquartiere haben wir uns bislang ab und an einen kleinen Schlepper von Judith Eis, einer benachbarten Gärtnerin, geliehen und dafür auch etwas bezahlt. Leider ist Judith nun beruflich so sehr eingespannt, dass es schwierig ist, Termine für die Leihe zu finden. Der Schlepper vom Tinthof ist oft dort in Gebrauch, außerdem ist ein kleinerer Traktor leichter und damit besser für unseren Ackerboden, Stichwort Bodenverdichtung.
Mit einem eigenen Traktor können die Arbeiten so erledigt werden, wie es der Acker benötigt, ohne Wartezeiten und langwierige Abstimmungen.
Gibt es nichts anderes?
Für den Erntetransport könnte man auch ein Schwerlastenfahrrad besorgen. Trotz Förderung von ca. 30% der Kaufsumme würde uns so ein Teil ebenfalls etwa 5.000 € kosten. Damit könnte die Ernte transportiert werden – aber nur auf den Wegen und Straßen rund UM den Acker. Auf dem Acker kann so ein Rad nicht gut fahren (für Euch getestet), daher müsste die Ernte auf dem Acker weiterhin per Hand und Karre befördert werden. Außerdem kann so ein Lastenrad nicht alles was ein Traktor kann, auf dem Acker kann es gar nichts ;-). Und Elektro-Traktoren? Die wird es bestimmt irgendwann geben, aber momentan ist das noch Zukunftsmusik. Momentan scheitern E-Autos ja schon am simplen Anhänger-Ziehen.
Eine weitere Alternative wäre ein Pferd – aber das wirft ebenfalls eine ganze Reihe an Fragen auf. Die Ausbeutung eines Tieres für die Ackerarbeit ist zumindest ebenfalls kritikwürdig. Weder Ben noch Abdul haben die nötigen Kenntnisse und Voraussetzungen, mit einem Ackerpferd zu arbeiten. Ein Pferd benötigt einen Stall, Futter und Pflege, die ebenfalls ganzjährig gewährleistet werden müssen (der Unterhalt eines Pferdes ist richtig teuer) – und nicht zuletzt sind Pferde Herdentiere, die nicht einzeln gehalten werden sollten.
Ist das denn nachhaltig?
Wir kaufen keinen neuen Traktor, das wäre viel zu teuer und auch unnötig. Es gibt generalüberholte Mini-Traktoren, die genauso gut funktionieren, Stichwort Ressourcenschonung. Sie sind kein Schnäppchen, dafür aber sehr wertstabil. Wenn wir den Traktor irgendwann verkaufen, bekommen wir noch gutes Geld dafür. Unser Traktor muss nicht zugelassen oder KFZ-versichert werden, erzeugt also wenig laufende Kosten. Damit er lange hält und nicht geklaut wird, wird er im Seecontainer hinter dem Bauwagen parken.
Und der CO2-Ausstoß?
Wir haben in dieser Tabelle mal berechnet, wie oft und wie lange der Traktor im Einsatz sein wird. Bei 120 Fahrten vom Acker zum Verteilraum kommen rund 144 km zusammen, Ben rechnet mit ca 28,5 h im Jahr, in denen der Traktor auf dem Acker ackert. Dabei werden 107 Liter Diesel benötigt, die verursachen 284 kg CO2 pro Jahr. Diese Menge CO2 entspricht etwa 22 kg Rindfleischkonsum, 2.104 km Autofahrt mit einem Benziner (das entspricht 7 x Wochenend-Ernteabholungen durch die Depotgruppen) oder ungefähr einem Hin-und Rückflug nach London für 1 Person.
Unser Fazit: Ja, ein Mini-Traktor in unserer Solawi verursacht zusätzliche CO2-Emissionen. Auf der anderen Seite erleichtert er den Gärtnern die Arbeit und ist sowohl auf dem Acker als auch zum Erntetransport einsetzbar. Es gibt momentan keine Alternative ohne Verbrennungsmotor, die das leisten könnte, was der Mini-Traktor schafft.
Vorschlag: Wir können die zusätzlichen Emissionen ausgleichen, d. h. wir bezahlen einen Ausgleichsbetrag, mit dem CO2-Einsparungen finanziert werden, wie Aufforstung, PV-Anlagen zur Stromversorgung im ländlichen Raum statt Dieselgeneratoren oder energiesparende Kochherde.
Die Aktion läuft noch bis zum 2. Juni.
Das Tolle bei dieser Art des Crowdfunding ist, dass die Volksbank Rhein-Lippe pro Spende ab 10,- € weitere 10,- € dazugibt! Wichtig dabei: diese 10 € gibt es nur einmalig pro Spender und Projekt! Wenn wir auf diese Weise 2.500,- € zusammenbekommen, gibt die Volksbank also nochmal dieselbe Summe dazu und wir haben die benötigten 5.000,- €. mit nur 2.500 € Einsatz. Wenn aber jemand mehr als 10,- € spenden möchte, geht das natürlich auch – nur erhöht die Volksbank dann leider nicht mit, sondern es bleibt bei den 10 €.
Falls die Summe nicht zusammen kommen sollte, bekommt jede*r Spender*in ihr/sein Geld zurück, die Volksbank behält ihren Anteil dann aber natürlich auch.
Wenn wir erfolgreich sind, haben wir hoffentlich im Juni einen Trecker – den könnten wir dann ja alle gemeinsam “begrüßen” (so die Pandemie uns lässt), z. B. mit einer gemeinsamen Feier auf dem Acker …